Ich /slash mich weg – Tag 8: Sharknado

Zu “Sharknado” habe ich mittlerweile ein ausführliches Review für fictionBOX geschrieben. Den Text findet ihr anbei, mit Klick auf den Link kommt ihr auf den Artikel bei fictionBOX, der darüber hinaus mit Filminfos und -bildern aufwarten kann: Klick

Die Vorstellung von “Piranha 2” (aka “Piranha 3DD”) beim letztjährigen /Slash Filmfestival war meinem Empfinden nach jene mit der mit Abstand besten Stimmung – was sich auch in meinem nicht einmal so negativen Review wiedergespiegelt hat. Es machte einfach mordsmäßigen Spaß, den Film mit einem Publikum zu sehen, dass eine kultige, gut gemachte Trash-Granate zu schätzen weiß. Stellte sich nur die Frage: Wie soll man beim heurigen Festival an diesen Erfolg anknüpfen? In Wahrheit gab es dafür wohl von vornherein nur eine Option. Asylum-Produktionen stehen zwar üblicherweise für den Bodensatz filmischen Schaffens, und vor allem ihre Mockbuster-Tradition geht mir doch ziemlich gegen den Strich. Darüber hinaus haben sie sich aber in den letzten Jahren als Produzenten von SyFy-Trash-Filmen wie “Mega Shark vs. Giant Octopus” und “2-Headed Shark Attack” einen Namen gemacht. Mit “Sharknado” ist ihnen im Sommer dieses Jahres ein Phänomen gelungen, dass – nicht zuletzt dank des Internets – weltweit für Aufsehen gesorgt hat. Schon allein die Idee fällt in die Kategorie “So blöd, dass sie schon wieder gut ist”. Und auch den Film kann man durchaus mit diesen Worten beschreiben.

Um Missverständnissen vorzubeugen: “Sharknado” ist beileibe kein guter Film. Die schauspielerischen Leistungen sind – mit der rühmlichen Ausnahme von Cassie Scerbo, die sich nicht einmal so schlecht schlägt – überwiegend kaum auch wirklich als “Leistungen” klassifizierbar, wobei ich vor allem Tara Reid selbst für ihre Verhältnisse grottenschlecht fand. Die wirkt so, als wäre sie am Set ständig besoffen gewesen – oder schlimmeres. Auch ihr Film-Freund (keine Ahnung wie seine Rolle hieß, daher kann ich auch nicht sagen, wer der Darsteller genau war) stellt bei seinem kurzen Auftritt ein paar grauenhafte line-readings zur Schau. Der Rest fällt nicht groß positiv oder negativ auf. Die Regie strotzt nur so vor Anschlussfehlern, wechselnden Lichtverhältnissen usw., und ist generell auf Amateur-Niveau. Die Optik ist durchgehend billig, und die CGI-Haie sind absolut lachhaft. Und dem ganzen Film merkt man an, dass er weniger eine Low-Budget als eine No-Budget-Produktion ist. Die Straßen sind weitestgehend verlassen – wobei ich vor allem den mickrigen Stau, der gut und gerne der armseligste der Filmgeschichte sein könnte, zum Brüllen komisch fand. Von der hier präsentierten “Wissenschaft” eines Tornados voller Haie natürlich ganz zu schweigen. Und dennoch… mit der richtigen Einstellung, den richtigen Freunden und der richtigen Menge Alkohol lässt sich mit “Sharknado” viel Spaß haben. Denn genau das ist der Punkt: “Sharknado” ist kein Film, der sich nach dem cineastischen Himmel streckt, versucht ein Meisterwerk zu sein, und daran scheitert. Er weiß genau, was er sein will – und schafft dies auch. Der Film nimmt sich keine Sekunde lang ernst, fügt eine absurde Idee und/oder Szene an die nächste, und streut zwischendurch in all der unfreiwilligen (?) Komik auch einige ganz gezielte Gags ein, die oftmals mindestens ebenso sehr zum Kopfschütteln und Fremdschämen einladen wie der Rest des Films (ich sag nur “It’s that time of the month.”).

Auch die Grundidee an sich empfinde ich, so lächerlich sie auch sein mag, als eine der Stärken des Films. Natürlich ist es völliger Quatsch und nur mit mindestens einem Augenzwinkern zu akzeptieren – aber eines muss man den Machern schon zu Gute halten: Es ist wenigstens mal etwas Neues. Anstatt einfach nur die x-te uninspirierte “Der weiße Hai”-Kopie abzuliefern, haben sie sich wenigstens etwas überlegt, um ihren Film aus der Reihe an Nachahmern hervorstechen zu lassen – womit sie zugleich das oftmalige Problem solcher Filme, dass man den Protagonisten am liebsten zuschreien würde “Dann geht halt einfach nicht ins Wasser!” umgeht. So lächerlich es teilweise auch ausgesehen haben mag, wenn Haie im scheinbar knöcheltiefen Wasser schwimmen, aber zu sehen, wie aufgrund des orkanbedingten Hochwassers Wohngegenden terrorisieren hebt “Sharknado” allein schon mal von unzähligen anderen Hai-Filmen ab. Und, ganz ehrlich… schon allein beim Anblick eines solchen Sharknados sollte eigentlich jedem Trash-Fan das Herz lachen.

Doch “Sharknado” ruht sich auch nicht auf diesem Grundkonzept aus. Er beginnt vielmehr mit dieser lächerlichen Idee – und setzt dann kontinuierlich immer noch eins drauf. Das Ergebnis sind zahlreiche völlig übertriebene Szenen, die beim /slash-Publikum für Jubel gesorgt haben, wobei man sich den großartigsten, coolsten, kultigsten und besten Moment auch wirklich für das Ende aufhebt. Darüber hinaus spart man – wie es sich für so einen Film ja schon fast gehört – auch nicht mit Zitaten auf den Klassenprimus “Der weiße Hai”, dem u.a. mit einer ins Maul eines Hais gestopften Sauerstoffflasche, einer absolut köstlichen Parodie der Indianapolis-Rede von Quint sowie einer Abwandlung von Roy Scheiders berühmtem improvisierten Filmzitat “You’re gonna need a bigger boat” Tribut gezollt wird. Auch diese Momente wusste ich zu schätzen. Wenn es – abseits der objektiven Kritikpunkte rund um die generelle Produktionsqualität des Films – etwas gibt, dass ich an “Sharknado” kritisieren muss und das letztendlich auch verhindert, dass ich ihn auf eine Stufe mit “Piranha 2” aus dem letzten Jahr stellen kann, dann sind es die Zugeständnisse, die Asylum angesichts der Ausstrahlung auf einem US-Kabelsender machen mussten. So muss auf Gore-Effekte weitestgehend verzichtet werden, und auch auf nackte Tatsachen hofft man vergeblich. Auf die Gefahr hin, wie ein blutrünstiger und/oder notgeiler Psychopath zu klingen, finde ich doch, dass diese Zutaten eigentlich zu solchen Trash-Filmen irgendwie dazugehören. Ihr Fehlen lässt “Sharknado” leider doch etwas harm- und zahnlos wirken, und verhindert in meinen Augen, dass er so ganz zu jener kultigen Trash-Perle wird, als der er von so manchen hingestellt wird. Davon abgesehen stimme ich mit der Werbezeile “Genug gesagt!” aber insofern überein, als man im Wesentlichen genau das bekommt, was man sich von einem Film mit dem verheißungsvollen Titel “Sharknado” erwartet.

Fazit: “Sharknado” ist keinesfalls ein guter Film – aber, mit dem richtigen Publikum an der Seite und gegebenenfalls auch ein paar Flaschen Alkohol, ein sehr spaßiger, amüsanter und unterhaltsamer. Wichtige Grundvoraussetzung dabei ist, sich – wie ja eigentlich auch schon der Titel klarmachen sollte – vor Augen zu halten, dass der Film sich selbst und auch seine Zuschauer zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt, sondern vielmehr auf die ohnehin schon absurde Grundidee auch noch zahlreiche abstruse Szenen aneinanderreihen, die sich in ihrer Absurdität sogar noch laufend steigern. Schafft man es, sich auf das daraus resultiertende Trash-Fest einzustellen und über die zahlreichen produktionstechnischen Mängel – angefangen von den schauspielerischen “Leistungen” über die amateurhafte Inszenierung bis hin zu den lachhaften CGI-Haien – hinwegzusehen, lässt sich mit “Sharknado” viel Spaß haben. Für den ganz großen Trash-Klassiker fehlen ihm allerdings meines Erachtens zwei dafür wesentliche Zutaten, nämlich Sex und Gewalt. Da er fürs Fernsehen produziert wurde, ist er doch vergleichsweise züchtig und zahnlos. Von diesem Manko abgesehen hält “Sharknado” allerdings durchaus, was der trashig-kultige Titel verspricht.
4/10

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5 Responses to Ich /slash mich weg – Tag 8: Sharknado

  1. kalafudra says:

    Also, ich find nicht, dass die Nacktheit gefehlt hat und auch der Mangel an gore war für mich kein Manko – dafür gab’s ja genug andere Verrücktheiten. Ich hab wirklich gekriegt, was ich mir erwartet habe und das ist ja prinzipiell mehr als man über viele andere Filme sagen kann!

    • Den Mangel an Boobies hätte ich wohl noch eher verschmerzen können, aber ich finde, ein gewisses Maß an Gore gehört zu trashigem Creature-Horror dazu. Und das sage ich als jemand, der bei Horrorfilmen die in erster Linie darauf ausgerichtet sind zu erschrecken (was “Sharknado” ja definitiv nicht ist, der will in erster Linie gut unterhalten) vorzieht, wenn möglichst viel der Phantasie des Zuschauers überlassen wird. Für mich waren die Zugeständnisse ans US-Kabelfernsehen jedenfalls genau das, was “Sharknado” für mich irgendwie zurückgehalten und verhindert hat, dass er in dem was er IMHO erreichen wollte gänzlich erfolgreich war. Wie eben im direkten Vergleich “Piranha 2”, der auch was nackte Haut, Blut etc. betrifft keine Kompromisse eingehen musste.

      Das er trotz dieses Mankos unterhaltsam war, steht aber natürlich außer Zweifel. Gewisse Abstriche bei der Wertung muss ich dennoch machen; es kommt halt doch nicht NUR auf den Unterhaltungswert allein an ;-).

      • kalafudra says:

        Deine Wertung ist vollkommen in Ordnung, die wollte ich nicht kritisieren. Für mich ist nur der gore-Faktor nicht wirklich ein Kriterium für trash-Filme. Dafür bin ich schon in so viel Scheiß ohne großartigen gore gesessen und habe mich köstlich amüsiert. Zum Beispiel bei den diversen Tanzfilmen, die an Blödheit und Stereotypie oft mit dem Trashwert von Sharknado mithalten können. Nur dass sie halt anstatt eines Vehikels für immer absurdere Haiszenen ein Vehikel für immer absurdere Tanzszenen sind.

      • Das mit der Wertung habe ich nur erwähnt um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, ich hätte ihm wegen fehlender Brüste und Gore sechs volle Wertungspunkte abgezogen ;-).

        Ok, stimmt schon, war von mir schlecht ausgedrückt. Die Aussage “gehört für mich zu Trash dazu” bezog sich natürlich auf HORROR-Trash. Und da stehe ich nach wie vor dazu :-).

      • kalafudra says:

        Mir war schon klar, dass du den gore nur auf Horror bezogen hast. Was ich reinbringen wollte, war, dass es hier verbindende Elemente zwischen den verschiedenen Trash-Genres gibt, die für mich den Trash-Faktor viel mehr ausmachen als den Gore.
        If that makes any sense. Ich glaub, ich schreib im Moment zu viele Unitexte und bekomm generell keinen graden Satz mehr raus.

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