Ich /slash mich weg – Tag 6: Kiss of the Damned

“Kiss of the Damned” ist jetzt der erste Film, zu dem ich seit dem Ende des /slash Filmfestivals bereits ein Review für fictionBOX geschrieben habe. Ich habe den Text daher einfach hier rüberkopiert. Alternativ könnt ihr auch auf den Link klicken und dort weiterlesen (mit Filminfos, Kurzinhalt und Bildern) -> Klick

Vampire zählen für mich nicht nur zu den beliebtesten und am häufigsten verwendeten, sondern auch zu den vielseitigsten Monstern der Filmgeschichte. Mit Zombies lassen sich zwar ebenfalls sehr unterschiedliche Filme machen – die Untoten selbst unterscheiden sich von einem Film zum nächsten aber üblicherweise nur darin, wie schnell sie sich bewegen (ob es sich also um die traditionellen, langsam dahintorkelnden Untoten oder die rasenden Zombies die mit “28 Days Later” ihren Anfang nahmen handelt). Vampire hingegen lassen sich sehr vielschichtig interpretieren – die Palette reicht dabei von verführerischen Kreaturen über eine tragische Figur die unter der Last der Unsterblichkeit (und dem, was die Vampire dafür tun müssen) leidet bis hin zu schlichten, seelenlosen Monstern. “Kiss of the Damned” verfolgt in erster Linie ersteren Zugang, und lässt damit jene romantisch-erotische Seite der Vampire wieder aufleben, die in den letzten Jahren –verharmloste und verkitschte Glitzervampire außen vor gelassen – doch eher in den Hintergrund gerückt ist.

Dementsprechend ist “Kiss of the Damned” mindestens so sehr eine Romanze wie Drama und/oder Horrorfilm – und wird von Regisseurin Xan Cassevetes (Tochter von Schauspieler und Regisseur John Cassevetes) auch mit einer Prise Erotik gewürzt. Ihren Film schmückt sie dabei mit wundervollen Bildern, wobei vor allem die satte Farbgebung durchgängig besticht. Generell fand ich Regie und vor allem Kameraführung sehr stilvoll und gelungen. Zudem wechselt sie gekonnt zwischen verschiedensten Stimmungen – mal erotisch-verführerisch, mal bedrohlich, mal tragisch. Sehr gut gefallen hat mir auch die Dynamik zwischen den Figuren, wobei vor allem die intrigante und leicht verrückte Mimi hervorsticht und den Film für mich aufwertet – ohne sie wäre das ganze nämlich doch eine eher unaufregende Angelegenheit gewesen. Auch den SchauspielerInnen gebührt Lob. Die mir bislang unbekannte Joséphine de La Baume spielt ihre Djuna als eher leidgeplagte Vampirin, die Angst hat Paolo in ihr Leben zu lassen. Dank ihrer verführerischen Ausstrahlung kann man zudem Paolos Faszination mit Djuna durchaus nachvollziehen. Milo Ventimiglia spielt ebenfalls gut, allerdings fehlen seiner Rolle die ganz großen Momente, in denen er so richtig glänzen könnte. Wohl auch deshalb hat mich letztendlich eigentlich Roxane Mesquida am meisten beeindruckt. Diese zeigt in “Kiss of the Damned” nämlich eine sehr energiegeladene Performance und schaffte es dank ihres Charmes, dass ich mit ihrer Figur trotz all ihrer Intrigen und ihres schädigenden Einflusses auf Djuna und Paolo zumindest ansatzweise sympathisiert habe. In wichtigen Nebenrollen sind darüber hinaus noch Anna Mouglalis, Michael Rapaport und Riley Keough (deren großem Talent die recht kleine Rolle hier leider kaum gerecht wird) zu sehen.

Wenn es bei “Kiss of the Damned” einen Knackpunkt gibt, dann ist das die Handlung. Diese ist einfach nichts Besonderes, und auch weitestgehend absehbar. Vor allem eine Wendung ist mir hier als doch sehr klischeehaft sauer aufgestoßen. Zudem sind die Figuren wenig komplex. Etwas mehr Charaktertiefe hätte dem Film meines Erachtens gut getan. Auch hätte ich ein anderes Ende der Handlung rund um Mimi und ihre Intrigen vorgezogen. Und leider spießten sich meines Erachtens auch die eher intime Liebesgeschichte zwischen Djuna und Paolo mit den Versuchen, einen Einblick in die Vampir-Gesellschaft zu geben. Vor allem eine längere Dialogszene wo bei einer Veranstaltung über Politik etc. diskutiert wird, wirkte auf mich wie ein absoluter Fremdkörper, und ließ den Film kurzfristig stehen bleiben. Ich sage nicht, dass sich aus den dort ergebenden Fragen nicht ebenfalls ein interessanter Film hätte machen lassen. Aber in “Kiss of the Damned” wollte mir diese Szene einfach nicht hineinpassen.

Fazit:”Kiss of the Damned” erfindet das Rad des Vampir-Films nicht neu, sondern versteht sich vielmehr als nostalgische Hommage an jene Genre-Produktionen, welche Vampir als verführerische Wesen inszenieren. Den ganzen Film umgibt – obwohl er in der Gegenwart angesiedelt ist – ein gewisser 70er Jahre-Flair, der durchaus seinen Reiz hatte. Sehr gut gefallen hat mir die Inszenierung von Xan Cassevetes, die den Film seiner eher romantisch-erotischen Richtung entsprechend sehr stilvoll und farbenprächtig in Szene setzt. Die Stimmung des Films schwankt dabei gekonnt zwischen verführerisch und bedrohlich, zwischen romantisch und tragisch. Die DarstellerInnen haben ebenfalls großen Anteil am Gelingen des Films, wobei für mich aus dem Ensemble insbesondere Roxane Mesquida hevorstach – was jedoch zugegebenermaßen auch einfach damit zusammenhängen könnte, dass ich Mimi für die interessanteste Figur im Film halte. Die Handlung ist hingegen leider nichts besonders; hier betrifft “Kiss of the Damned” doch überwiegend bekannte Pfade, und lässt sich leider auch das eine oder andere Klischee nicht entgehen. Eine längere Dialogszene mittendrin wirkte zudem auf mich wie ein Fremdkörper, und zog ihn kurzfristig herunter. Und auch einen etwas anderen Ausgang des Geschehens hätte ich persönlich vorgezogen. Vampir-Freunden – allen voran von den eher romantisierenden Klassikern – kann “Kiss of the Damned” aber durchaus sanft empfohlen werden.
6/10

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