Ich /slash mich weg – Tag 5: Here Comes the Devil

Das Erschreckendste an “Here Comes the Devil” war für mich seine Ausgangssituation: Zwei Kinder gehen im Urlaub unbeaufsichtigt spazieren, und kehren nicht zur vereinbarten Zeit zurück. Was ist mit ihnen passiert? Die damit verbundenen Ängste und die Verzweiflung der Eltern bringt der Film wirklich phantastisch zur Geltung – und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe war es nicht schwer, sich in sie hineinzufühlen und ihr Grauen nachzuvollziehen. Generell wäre die Geschichte an und für sich ja gar nicht mal so schlecht gewesen. Die schauspielerischen Leistungen können sich ebenfalls sehen lassen, und es gab immer wieder spannende Momente. Leider aber trifft Regisseur und Drehbuchautor Adrián García Bogliano einige Entscheidungen, mit denen ich wenig bis gar nichts anfangen konnte. Am schwersten wiegt für mich die mitschwingende, sehr konservative Aussage, dass Sex bzw. Lust – insbesondere wenn diese von einer Frau empfunden wird. Wie kann sie nur! – dem Teufel Tür und Tor öffnet. Der Film startet mit zwei jungen Mädels die lesbischen Freuden fröhnen, und kurz darauf muss eine davon (das Schicksal der zweiten bleibt uns verborgen) dafür auch schon büßen. Noch viel eindeutiger ist dies aber in der Szene, in der die Kinder verschwinden. Bogliano schneidet beide Stränge – die Eltern im Auto und die wandernden Kinder – derart zusammen, dass die beiden just dann vor der Höhle stehen in der sie verschwinden, wenn ihre Mutter gerade den Höhepunkt erreicht. Noch aufdringlicher – und für meinen Geschmack auch abstoßender – gehts ja wohl nicht. Hinzu kommen noch die oftmals bedeutungsschwangeren Zooms auf bestimmte Details (wie Händchen haltende Kinder), die noch dazu mit einem Dröhnen des Soundtracks unterlegt wurden, was diese Momente für mich in erster Linie unfreiwillig komische gemacht hat, sowie der eine oder andere Aspekt, wo es mir so schien als würde sich das Drehbuch selbst widersprechen (ich will ja nicht spoilern; aber sagen wir mal so: Es hat mit der Aussage zu tun, etwas Böses würde von schwachen Menschen Besitz ergreifen, und mit dem darauffolgenden Fund der Mutter in der Höhle. Beides passt für mich irgendwie nicht so recht zusammen; es ist, entgegen der vorherigen Behauptung, ja keine klassische Besessenheit an sich). Die mit Abstand beste Szene des Films war jene, als die beiden Eltern ausziehen, um sich an jener Person zu rächen die sie für die traumatischen Erlebnisse ihrer Kinder verantwortlich machen. Hier konnte mich “Here Comes the Devil” kurzzeitig wirklich begeistern. Der Rest des Films stieß mir aber zu oft zu sauer auf, als das ich ihn hätte genießen können.
4/10

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