Ich /slash mich weg – Tag 4: The Complex

Ein neuer Film von “Ringu”-Regisseur Hideo Nakata ist immer Grund zu gruseliger Vorfreude, und auch wenn “The Complex” nicht ganz an diesen herankommt, beweist er doch erneut, dass es Nakata nicht verlernt hat, dem geneigten Horrorfan das Fürchten zu lehren. Gleich mehrmals gelang es ihm, mir einen wohlig-gruseligen Schauer über den Rücken zu jagen. Mal aufgrund von – gut aufgebauten – Schockeffekten, überwiegend aber dank einer sehr dichten Atmosphäre. Dabei ist wichtig anzumerken, dass “The Complex” teilweise einen recht altmodischen Eindruck macht – aber angesichts der vielen Hollywood-Produktionen, die ihren Schrecken in erster Linie billigen Schockeffekten mit Lautstärke kurz vor Hörsturz verdanken, empfand ich dies nicht etwa als Schwäche, sondern vielmehr als große Stärke des Films. Die Handlung mag zwar hie und da etwas vorhersehbar sein, und zumindest eine Wendung ist mir nach wie vor nicht ganz klar, aber vor allem alles rund um ihren Wohnungsnachbarn fand ich klasse. Schon allein der Gedanke, wie er gestorben ist, hat etwas trostlos-erschreckendes an sich. Dennoch liegen die Stärken von “The Complex” eher im inszenatorischen Bereich. Jedenfalls wird mir von diesem Film definitiv die eine oder andere Szene und/oder Einstellung positiv in Erinnerung bleiben.

Leider aber hat mich auch bei “The Complex” das Ende wieder einmal nicht so recht überzeugt, und finde ich, dass der Film in den letzten Minuten – genauer gesagt sobald sie die Tür öffnen (ich hoffe das war vage genug) – stark nachlässt. Schön langsam zeichnet sich da beim heurigen Festival doch ein Trend ab, und frage ich mich unweigerlich, ob “Blutgletscher” diesbezüglich nicht erschreckend wegweisend und prophetisch für das heurige /slash sein sollte. Immerhin habe ich – bis “The Complex” – 9 Filme gesehen (die beiden TV-Screenings von “The Walking Dead” und “American Horror Story” nicht mitgerechnet). Gut, ok, “Zombie Hunter” war insgesamt schlecht, und “S-VHS” generell durchwachsen. Aber… “Blutgletscher”, “The Battery”, “Cheap Thrills”, “Willow Creek”, bis zu einem gewissen Grad “Dark Touch”, und nun eben auch “The Complex”. Alles Filme, die auf bestem Weg waren, mich wirklich zu begeistern, und dann kurz vor der Ziellinie – mal mehr, mal weniger stark – eingeknickt sind. Ich hoffe sehr, dieser Trend wird bald durchbrochen. Jedenfalls fand ich die letzten Minuten vergleichsweise schwach – vor allem alles im “Müllcontainer”. Hier hat “The Complex” doch einiges vom zuvor mühsam aufgebauten Kredit verspielt. Trotz dieses Mankos sei dieser angenehm altmodische Gruselfilm aber eben jenen, die mehr auf atmosphärischen Horror Wert legen, durchaus empfohlen.
7/10

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